< PreviousWährend in der Manufaktur Prototypen mittlerweile in 24 Stunden gefertigt werden können, lautet bei großen Kristallformen die Devise noch immer: Gut Ding braucht Weile. Für einen Swarovski Kristall als Chaton, in der Größe einer Honigmelone zum Beispiel, wird das zähflüssige Ausgangsmaterial – der Schmelzpunkt liegt übrigens bei 140° C – in eine Form gegossen. Anschließend muss er auskühlen, damit die Form weiter bearbeitet werden kann. Wie lange ein Kristall dieser Größe braucht, um vollständig auszukühlen? Zwei Monate. 140° C, zwei Monate und Maschinengeräusche, zwischen den hochtechni- sierten Geräten funkeln Kristalle, die in Schalen auf Arbeitstischen stehen, im Sonnenlicht. An der gegenüberliegenden Wand ist in großen, leuchtenden Lettern zu lesen: „Everything you want is on the other side of fear“. Markus Langes-Swarovski, Mitglied des Swarovski Executive Board, greift diese Leitidee auf: „Die Manufaktur soll ein völlig angstfreier Raum sein. Mit der Manufaktur möchten wir unsere Kunden und uns selbst dazu inspirieren, wagemutig zu sein und sich auf Kreativität und Fantasie einzulassen.“ Links von der Galerie führt eine breite Holztrep- pe ins Erdgeschoß. Auf den Stufen der Treppe liegen bunte Sitzkissen. Hier können Mitarbeiter oder Kunden Pause machen oder bei größeren Präsentationen Platz nehmen und sich inspirieren lassen. Auf Einladung von Nadja Swarovski gab hier vor kurzem Stararchitekt Daniel Libeskind Swarovski Mitarbeitern Einblick in seine Arbeit. Möglichkeiten und Visionen Im ersten Stock sind sieben Räume untergebracht: drei Schauräume – sogenannte Studios – und vier Konferenzräume. Das Crystal Studio beispielsweise bietet einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten In den sChauräumen, den studIos, zeigt Swarovski, was mit seinen Produkten möglich ist. 30von Kristall – wie er zum Beispiel in der Modebranche eingesetzt werden kann. Zu bewundern gibt es dort unter anderem ein Bühnenkostüm von Madonna, ein Kleid von Dolce & Gabbana, das Modell der Tiara, das die Debütantinnen beim letztjährigen Opernball getra- gen haben, und Originalrequisiten aus Filmen wie der gläserne Schuh von Cinderella. In einer Glasvitrine funkelt Schmuck von Ringen bis hin zu aufwändigen Colliers. Im Lighting Studio sind Leuchtelemente und Objekte für die Innenausstattung wie Kristalltapeten in Szene gesetzt, und im dritten Studio wird vorgeführt, mit welchen Techniken sich Kris- talle auf verschiedenste Materialien applizieren lassen. Im Erdgeschoß der Manufaktur befinden sich die Maschinen und Arbeitsstationen – wie eine verkleinerte Version der gesamten Kristallfabrik. Die hochtechni- sierten Geräte stammen zum Teil aus Eigenproduk- tion, andere werden zwar zugekauft, vom Hersteller aber auf die besonderen Bedürfnisse von Swarovski zugeschnitten. Hier werden die Kristalle zum Beispiel geschliffen und poliert. Mit den Maschinen können Prototypen, also Musterexemplare für eine Serie, in unter 24 Stunden produziert werden. Dafür wurden zuvor mehrere Tage benötigt. Mit den technischen Möglichkeiten lassen sich neben Prototypen auch kleine Serien von Kristallkom- ponenten herstellen – eine weitere Innovation in der Kristallkomponentenbranche, die bisher auf die Ferti- gung großer Chargen ausgelegt war. Kreativität und Kooperation Neben den technischen Innovationen stehen in der neuen Produktionsstätte von Swarovski klar Kreativi- tät und Kooperation im Vordergrund. Der Übergang zwischen Campus 311 und Manufaktur verbindet die beiden Orte nicht nur architektonisch, er ist auch ein Symbol: und zwar für die enge Zusammenarbeit von Fachabteilungen wie Produktentwicklung und Vertrieb mit der Produktion und den Kunden – mit dem Ziel, schneller und flexibler neue Ideen in Kristallinnovatio- nen umsetzen zu können. Eng zusammengearbeitet soll hier vor allem mit den Kunden etwa aus der Modebranche, dem Schmuck- oder dem Architektursegment werden. Dieser Logik folgt auch der Aufbau der Manufaktur. In den Studios machen sich Kunden ein Bild davon, was Swarovski kann. In den Konferenzräumen wird an- schließend besprochen, was der Kunde braucht. Dabei sitzt er nicht zufällig in gläsernen Räumen mit viel Licht, Aus- und Weitblick. Die Kunden befinden sich bei diesen Besprechungen quasi mitten in der Produktions- halle und sehen, was möglich ist. Das sogenannte Schleifwasser, das beim Bearbeiten der Kristalle in den Maschinen entsteht, wird bei Swarovski aufgefangen, gesammelt, anschließend gereinigt und wiederverwendet. In der Produktionshalle zirkulieren so immer dieselben 1.200 Kubikmeter Wasser. „ Die Manufaktur soll ein Raum für Kreative sein, in dem alles möglich ist, man alles probieren kann!“ Markus Langes-swarovski , Mitglied SwarovSki executive Board Nach- haltigkeit das motto der manufaktur – oder wie Markus Langes-Swarovski auch gerne sagt: Es gibt keine neuen Wege, außer man beschreitet sie. 31ManufakturFrüher wurden Swarovski Kristalle in verschiedenen Formen und Größen im sogenannten „Lost mold“-Verfahren produziert. Sie wurden in Gipsformen gegossen, die am Ende zerschlagen werden mussten, um den Kristall aus ihrem Inneren zu befreien. Dabei ging die Form natürlich jedes Mal verloren. Heute können zum Beispiel mit 3D-Druckern Kunststoffmodelle angefertigt werden. Im Erdgeschoß kann sofort mit der Fertigung des Prototyps begonnen werden. Für diesen Fall wird auch bewusst Rohmaterial in Form von Glas in der Manu- faktur gelagert – 1.000 Rohlinge in allen Farben des Regenbogens. In der Manufaktur soll der Kunde einen sogenannten „one stop service“ erhalten: An ein und demselben Ort kann die Idee geboren, das Design entworfen und die Farbe ausgesucht werden, um anschließend nahtlos in die Produktion des Prototyps übergehen zu können. Diese besondere Art der Zusammenarbeit mit den Kunden vor Ort ist Markus Langes-Swarovski Mitglied des Swarovski Executive Board, besonders wichtig: „Die Swarovski Manufaktur feiert diese enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden in einer har- monischen Infrastruktur. Dabei soll jeder Kunde eine einzigartige, luxuriöse Erfahrung machen“, betont Langes-Swarovski. Kunst und Design Carla Rumler, Cultural Director Swarovski, hat feder- führend gemeinsam mit Snøhetta und einem internen Team die Ideen für die Innenausstattung sowohl des neugebauten Bürogebäudes als auch der Manufak- tur entwickelt. „Der Standort und die Geschichte von Swarovski inspirierten mich zu einem spannenden Materialmix von Holz, Stahl und Texturen. Die Besucher und Mitarbeiter reflektieren dadurch die Kultiviertheit, Eleganz und Qualität der Marke Swarovski in all ihren Facetten“, erklärt Carla Rumler ihre Inspiration hinter dem Interior-Design-Konzept von Manufaktur und Campus 311. Die „Creative Collaborations“-Bibliothek im Empfangsbereich des Campus 311, mit den Desig- nermöbeln und der gemütlichen Atmosphäre eines Für immer verloren In allen farBen des regenBogens glitzern dann auch die fertigen Kristalle. Vor ort sInd 1.000 rohlInge in allen Farben des Regen- bogens gelagert. 32english version Kaminzimmers soll zum Schmökern und Eintauchen in Designideen und kreative Kooperationen mit Swarovski einladen. In beiden Gebäudekonzepten Manufaktur und Campus 311 spiegelt sich diese Liebe zum Detail wider: Immer wieder entdecken Besucher und Mitarbei- ter feine Details wie die subtil kuratierten Möbel- designs, Kunstobjekte und Lichtinstallationen, welche die Kreativität von Swarovski repräsentieren. Das Manufaktur-Gebäude wurde vom Architek- turbüro Snøhetta entworfen, das auch für das Daniels Kristallwelten sowie den Spielturm in den Swarovski Kristallwelten in Wattens verantwortlich zeichnet. Und der Campus 311 ist auf den Schreibtischen der Tiroler Arbeitsgemeinschaft Johann Obermoser und Schlögl & Süß Architekten entstanden. Die Swarovski Manufaktur steht für technische Innovationen, die nahtlose Umsetzung von Ideen in die Praxis, gelebte Offenheit und Kreativität und Koopera- tion sowohl im Unternehmen als auch mit Kunden. Markus Langes-Swarovski beschreibt sie so: „Die Swarovski Manufaktur versinnbildlicht die perfekte Symbiose zwischen Hand und Herz, Fähigkeit und Fantasie.“ Kristalle an sich sind transparent, dafür sorgt der gereinigte Quarzsand, der ein Inhaltsstoff ist. Zum Färben der transparenten Kristalle werden Metalle bzw. Spuren von Metallen benutzt. Im Fall von roten Kristallen ist das beispielsweise Gold. Rot ist Gold wert „Der Standort und die Geschichte von Swarovski inspirierten mich zu einem spannenden Materialmix von Holz, Stahl und Texturen.“ CarLa ruMLer , cultural director SwarovSki “Hands and hearts, skills and ideas” The Swarovski Manufaktur in Wattens combines innovative ideas and creative practice under one roof. Here customers, designers, and artists from a wide range of industries can put their ideas straight to work. T o reach the Swarovski Manufaktur, you pass through Campus 311, a modern, airy office building designed in co-working style, which houses over 300 Swarovski employees from areas such as sales, innova- tion, product development, and marketing. Wattens is the original home of Swarovski, and now also home to the Swarovski Manufaktur, a newly developed crystal atelier for the 21st century. Here, where the whole story began, where Daniel Swarovski set his technological and pioneering spirit to perfecting crystal cutting, Swarovski is investing in the future. Opportunities and visions There are seven rooms on the first floor: three display spaces – known as Studios – and four conference rooms. The ground floor of the Swarovski Manufaktur houses the machinery and production sections – like a miniature version of the entire crystal factory. Here crystals can be cut and polished, which means that prototypes, i.e., the initial design samples for a new range, can be produced in under 24 hours. This used to take several days. The technical facilities make it possible to produce prototypes as well as small series of crystal components – another innovation in the crystal component sector, which until now was structured to produce large volumes. The primary aim here is to work closely with customers, for example from the worlds of fashion, jewelry design, or architecture. The Manufaktur offers customers a so-called “one- stop service:” a single site where an idea can be created, a design drawn up, and colors selected, before they seamlessly move on to the production of the prototype. This remarkable model for collaboration is particularly important to Markus Langes-Swarovski, Member Swarovski Executive Board: “The Swarovski Manufaktur provides a smooth and harmonious infrastructure dedi- cated to this kind of close collaboration. Each and every customer can enjoy a unique and luxurious experience.” 33ManufakturSalz, Silber und Kristall 1. Das BergBau-MuseuM Hall gewährt einen kleinen Einblick in das Leben und die Arbeit der mittelalterlichen Knappen. 2. NeBeN salz koMMeN iM iM Halltal auch andere Kristalle und Mineralien vor. 3. Halls altstaDt mit ihren mehr als 300 Häusern ist die größte und eine der schönsten Tirols. 1. 2. 3. 34Die Region Hall-Wattens ist eines der wichtigsten Wirtschaftszentren Tirols – nicht erst seit heute. Bereits im Mittelalter herrschte hier reges Treiben und Handeln. Auf einem Spaziergang durch eine der schönsten historischen Städte Tirols finden sich davon noch viele Zeugnisse. Text – Daniel Feichtner Fotos – Gerhard Berger D er Bezirk Innsbruck-Land ist einer der wirt- schaftlich aktivsten und produktivsten Tirols. Dazu trägt die Region Hall-Wattens mit zahlrei- chen Kleinunternehmen bis zu internationalen Markt- führern wie Swarovski maßgeblich bei. Ihre Rolle als wirtschaftliches Zentrum hat sie nicht erst seit heute. Der Wohlstand ruht auf einem Fundament, das schon vor langer Zeit entstanden ist, und ein großer Teil des Erfolgs hat seine Wurzeln in Hall. Salz-reich „Hall ist bis heute vom Salz geprägt“, erzählt Anita Töchterle-Graber vom Team der Tourismusregion Hall-Wattens auf einem Stadtrundgang. Die Region blickt auf eine mehr als 700-jährige Bergbaugeschichte zurück. In der Mitte des Inntals am Fuß der Nordkette und am Eingang zum Halltal gelegen, entstand hier eine wichtige Salzmetropole. Auch die Nähe zum Inn war essenziell: Über ihn konnte Holz, das die Bergleute dringend benötigten – für Stollen, Rohrleitungen und um das Salz aus der Sole zu kochen –, nach Hall geflößt werden. Zu den Hochzeiten des Salzabbaus wurden in Hall wöchentlich bis zu 3.000 Baumstämme verheizt. Nahe am Wasser gebaut Von dieser Symbiose von Fluss und Bergbau zeugt bis heute die weithin sichtbare Stadtkirche Hall: Sie wurde dem heiligen Nikolaus von Myra geweiht – der als Schutzheiliger der Bergleute und der Schiffer gilt. „Also den beiden Berufsgruppen, die für die Stadt besonders wichtig waren“, sagt Töchterle-Graber. Zu diesem Zeit- punkt war der Salzabbau in vollem Gange. Die erste urkundliche Erwähnung Saline Hall geht auf das Jahr 1256 zurück. Doch um das wertvolle Salzvorkommen wusste man schon früher: Archäologische Ausgrabun- gen belegen, dass es hier schon in vorchristlicher Zeit Bergbauaktivitäten gab – nur wann diese kommerziali- siert wurden, lasse sich schwer sagen, erklärt Töchter- le-Graber. Stollen-Spaziergang Der Abbau des Minerals war harte, fordernde Arbeit für die Bergleute, die zum Teil von weit her nach Tirol kamen. Einen Einblick in den Alltag der Knappen bietet das Haller Bergbaumuseum. „Insgesamt trieben die Knappen acht Hauptstollen in den Berg“, erzählt Anita Töchterle-Graber, als sie einen der im Museum nach- gebauten Stollen betritt. Ein Großteil dieser Tunnel entstand in Handarbeit mit Schlegel und Eisen. Und ins- gesamt erstreckte sich das Netzwerk über mehr als 40 Kilometer und 300 Höhenmeter. Doch die Arbeit lohnte sich: „Das Salzvorkommen im Wildanger war besonders reich“, berichtet Töchterle-Graber. „Hat es in vielen Minen Monate gedauert, bis die Sole angereichert war, geschah das hier in nur sechs Wochen.“ So konnte das wertvolle Mineral sehr effizient gewonnen werden. Weißes Gold Salz hatte im Mittelalter hohen Wert: Bevor Elektrizität und Kühlschränke zur Lebensmittelkonservierung eingesetzt wurden, war das Salzen – oder Pökeln – von Fisch und Fleisch die einzige Möglichkeit, Verderbliches haltbar zu machen. Und weil Salz an sich gut lager- und transportierbar war, wurde das „weiße Gold“ schon früh als universelles Zahlungsmittel gehandelt. Um es zu gewinnen, pumpt man Wasser in salzhaltiges Gestein, aus dem sich das Mineral dann löst. Nach einiger Zeit wird die so entstandene Sole in die Saline geleitet. Dort wird sie gekocht, bis nur noch das Salz übrigbleibt. 35Stadtporträt HallAusgedient Auch wenn diese Industrie im Mittelalter ihren Höhe- punkt hatte, wurde noch bis ins 20. Jahrhundert Salz gewonnen. Zwei historische Entwicklungen besiegelten das Ende: Der Erste Weltkrieg brachte große Gebiets- verluste mit sich. Das verschloss den Weg zu den wichtigen Absatzmärkten in Südtirol und dem Trentino. „Und etwa zugleich trat die Elektrizität endgültig ihren Siegeszug an – auch in der Form von Kühlschränken“, weiß Töchterle-Graber. Seither ist die Salzgewinnung in Hall in Tirol im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte. Mittelalter-Metropole Nicht nur Knappen lockte das Salz nach Tirol. Mit den sehr gut verdienenden Bergleuten wurde die Stadt auch für Wirte und Händler immer attraktiver. Mit ihnen blühte die Wirtschaft auf und Hall entwickelte sich zu einer Hochburg des Bürgertums. Zum anderen wurde in und um die Minen Unterstützung von Schmieden, Zim- merern und vielen mehr gebraucht. Nicht zuletzt dank ihnen ist die Haller Altstadt mit mehr als 300 Häusern die größte Tirols. Zur Blütezeit lebten hier mehr als 4.000 Menschen. Heute ist der historische Stadtkern denkmal- geschützt und wurde als erste Altstadt Österreichs mit dem Staatspreis für Denkmalschutz ausgezeichnet. Aufschwung 1303 wurde dem Wachstum Rechnung getragen: Hall erhielt erst das Stadt- und 1356 das Marktrecht. „Damit durfte sich die Stadt mit einer Stadtmauer und Toren befestigen“, erzählt Töchterle-Graber. Außerdem 1. Die NaMeN uND WappeN einflussreicher Familien sind am Rathaus in Hall zu entdecken. 2. Der turM Der MüNze Hall ist auch heute noch weithin sichtbar. „Wenn man weiß, wo man sucht, findet man auch heute in Hall noch viele klingende Namen, wie Getzner oder Waltenhofen.“ Mag. anita töchterle-graber , Tourismusregion Hall-WaTTens 2. 1. erhielt Hall so das Recht, einen Markt auszurichten. Als Handelsknotenpunkt zog Hall Händler und Käufer aus ganz Europa an. Im Vorfeld wurden Gassen und Plätze gereinigt und „alles Lumpenpack“ aus der Stadt geworfen. „Ein Markt war keine Ein-Tages-Affäre. So ein ‚Event‘ zog sich über Wochen und ließ die Population explodieren: Bis zu 30.000 Menschen schliefen und lebten dann in Hall“, beschreibt Töchterle-Graber. Geld zieht Geld an Wirtshäuser machten entsprechend Gewinn, ebenso wie Fuhrleute. Die Stadt hatte das Vorkaufsrecht auf alle Waren und hob Zölle ein. Außerdem machte Halls Rolle als Marktmetropole die Stadt noch attraktiver für wohlhabende Familien. Vor dem alten Rathaus ange- kommen, zeigt Töchterle-Graber auf die Wappen, die dort prangen: „Wenn man weiß, wo man sucht, findet man auch heute in Hall noch viele klingende Namen, wie Fuxmagen und Waltenhofen.“ Und auch auf Grab- platten und in Gassennamen sind sie verewigt: Fieger, Kripp, Wallpach und andere haben in Hall ihre Spuren hinterlassen. „Ähnlich wie Knappen kamen auch Bürger nicht alleine“, erklärt Töchterle-Graber. „In ihrem Fahr- wasser zogen Handwerker und Künstler nach Hall, um die kostspieligen Bedürfnisse des Bürgertums und Adels zu bedienen.“ Mit ihnen prägte sich im 15. Jahrhundert das Zunftwesen weiter aus. Davon zeugen bis heute sprechende Schilder, die in Halls Gassen auf verschie- dene Zünfte hinweisen und die es auf dem Rundgang an mehreren Fassaden zu entdecken gibt. 36Bare Münze Im 15. Jahrhundert wurde in Schwaz Silber entdeckt, das die dortigen Minen zum ertragreichsten Silber- bergwerk Europas machte. Das Münzrecht ging an Hall, das über eine Befestigungsanlage verfügte. „1486 begann hier eine Währungs-Revolution, die sich auf ganz Europa auswirkte“, erklärt die Stadtführerin. „Si- gismund der Münzreiche begann in Hall den Guldiner zu prägen.“ Anstatt des sonst üblichen Münzmetalls Gold griff er auf das einfach verfügbare Silber zurück. Kleingeld Aus dem weniger kostspieligen Material gefertigt, musste ein Guldiner sehr groß sein, um denselben Wert wie eine Goldmünze zu besitzen. Um sie handli- cher zu machen, wurden die Silbermünzen in kleinere Denominationen wie Halb-, Viertel-Guldiner oder Kreuzer unterteilt. Zum Abschluss des Stadtrundgangs wartet Münzmeister Werner Anfang beim Museum Münze Hall in der Burg Hasegg. Sie steht heute noch weithin sichtbar am unteren Stadtrand und beherbergt ein Museum. „Mit diesem ‚Kleingeld‘ wurde eine Währung erstmals auch für alle interessant, die mit Kleinbeträ- gen handelten und sich bislang auf Tauschgeschäf- te verlassen hatten“, erklärt er. „So hielt dank dem Guldiner Bargeld Einzug in alle Gesellschaftsschichten – eine Entwicklung, die sich über das gesamte Habs- burgerreich ausbreitete.“ Lebendige Geschichte Geprägt wird in der Münze noch heute. „Allerdings keine Währung mehr“, berichtet Anfang. „Heute fer- tigen wir so genannte ‚Medaillen‘, Münzen mit Samm- lerwert.“ Seit 2013 wird hier auch die Swarovski Münze produziert. Aus 999er-Silber und mit einer Mitte aus Swarovski Kristall verbindet sie die Vergangenheit der Region mit der Gegenwart: „Salz, das in seiner Rein- form kristallin ist, Silber und Münzen und Swarovski, einer der wichtigsten Wirtschaftsmotoren der Region.“ Auf seine Geschichte ist man stolz in Hall: Themenführungen und -wanderungen drehen sich um Salz, Bergbau und Kristall. Und selbst der Salzabbau hat ein Revival erlebt: Im Wellness- und Gesundheits- bereich sind Bäder mit mineral-angereichertem Heil- wasser ebenso gefragt wie Inhalationen mit Salzlö- sungen, gewonnen aus den Bergen, die Hall einst zur Metropole machten. kristall uND silBer iN eiNer MüNze vereiNt: Die Swarovski Münze schlägt eine Brücke von der Vergangenheit der Region in die Gegenwart und ist in der Münze Hall erhältlich. english version Salt, silver, and crystal The Hall-Wattens region has a long history as one of Tyrol’s centers of commerce. Hall can look back on seven centuries of mining history, which have brought considerable wealth, renown, and growth. G eographically speaking, this salt town had the ideal location: Here, at the foot of the Nordkette mountain range, the rich mineral deposits of the Wildanger Massif were within easy reach. And the nearby river Inn made it possible for wood to be floated down to the edge of the town, providing fuel for the saltworks to operate night and day, boiling down the brine to extract the “white gold.” From the 13th century onwards, salt brought mining experts to Hall from all over Europe. With them came carpenters, smiths, and many other craftsmen. The town’s growing wealth led to a dramatic increase in the popu- lation. At the peak of its prosperity, up to 4,000 people lived in the old town. Hall then achieved official status as a borough, followed by the right to hold a market, which made it a key commercial hub in central Europe. On market days, up to 30,000 people filled narrow streets of Hall. This prosperity attracted traders and townsfolk who settled here, creating new markets for craftsmen and artists. In the 15th century, silver was found in nearby Schwaz, where the mines rapidly became the most profit- able silver mines in the world. Silver coins were minted in Hall, which was better fortified. That was also where the Guldiner originated – an unusually large silver coin that was subdivided into smaller denominations. This gave rise to the concept of “small change,” which was used in everyday trading and resulted in a currency revolution throughout Europe. Today, the museum Alte Münze (Old Mint) in Hall only produces collectors’ coins – including the Swarovski coin, made from .999 quality fine silver and featuring a Swarovski crystal. It links the history of the Hall-Wattens region with the present day: salt, which in its pure form is crystalline, silver, coins, and Swarovski, one of the most important drivers of the local economy. 37Stadtporträt HallEin Raum aus 24-Karat-Blattgold: 2015 zauberte der britische Setdesigner Simon Costin – passend zum Motto des Life Balls – ein goldenes Schaufenster zur Kärntner Straße. EINE INSPI- RIERENDE DEKADE 2019 feiert der Swarovski Kristallwelten Store Wien seinen zehnten Geburtstag. Ein guter Anlass, auf einige der facettenreichen Highlights zurückzublicken. Text – Barbara Wohlsein D er Swarovski Kristallwelten Store Wien ist ein Ort, der sich ständig verwandelt: Jean Paul Gaultier, Philip Treacy und viele andere große Namen haben ihn bereits als kreative Spielwiese genutzt. Auch wenn man den Store zum wiederholten Mal besucht, findet man immer wieder Neues zum Staunen: von den wechselnden Design- und Kunstinstallationen über die fun- kelnden Chandeliers (Kronleuchtern) bis hin zu Archivstücken aus der Geschichte. Und auch die vielbeachteten Schmuckkollektionen von Atelier Swarovski werden hier präsentiert. 38Feste feiern: Inspiriert von der Jubiläumsausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien inszenierte Simon Costin 2016 historische Festivitäten auf der Kunstbühne. Enfant terrible goes Vienna: Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Kunst und Haute Couture brachte Modedesigner Jean Paul Gaultier im Herbst 2015 Glamour pur auf die Kunstbühnen. Mehr als nur Hüte: Der renommierte Hutdesigner Philip Treacy konzipierte für die gläsernen Kuben 2013 die Kunstinstallation „All that glitters is gold“. Von Shirley Bassey bis zum Phantom der Oper: Die Dauerausstellung „Timeless“ widmet sich jenen Werken, die im Zusammenspiel mit internationalen Designkoryphäen entstanden sind. Setdesigner Simon Costin mit Carla Rumler, Cultural Director Swarovski, die als Kuratorin für die wechselnden Installationen verantwortlich zeichnet. 39Next >